Martin Schnurs aktuelle Einzelausstellung in der bechter kastowsky galerie in Wien zeigt eine neue Serie mit dem Titel „In sich selbst“. Ganz im Sinne Schnurs Malerei arbeitet er auch in seinen neuen Werke mit der für ihn typischen Bild-in-Bild Manier und der Darstellung einer singulären Person. Die Kupferplatte auf der die Figuren stehen, spiegeln diese in einem rötlichen Braunton.
Selten war die Malerei Martin Schnurs so klar, so stark. Die Landschaft, die als „Rahmenbild“ seiner Szenerie gilt, weist eine beinahe unendliche Tiefe auf. Es sind Uferlandschaften, saftig grün in ihrer Vegetation. In voller Blüte stehen die wuchtigen Bäume in Reih und Glied und spiegeln sich in einem ruhigen Wasser, beschienen von Sonne. Die Natur gibt in diesen Werken eine allumfassende Tiefe vor. In dieser beruhigten Umgeben steht die Figur. Ja, sie steht, beugt sich etwas nach vor und schaut in die Tiefe: in die Tiefe dieses so ruhigen, von der Sonne beschienen Wassers, wäre da nicht die Kupferplatte auf der sie steht. Diese Platte wirft die Spiegelung wieder zurück und die Person scheint in Zwiesprache mit sich selbst, mit ihrem Spiegelbild versunken. Auf Grund des Materials Kupfers auf dem die Figur in der reellen Vorlage steht, wird die gesamte Szenerie in ein rötliches Licht getaucht.
Hier erzählt der in der Steiermark geborene Maler, erneut eine seiner typischen Geschichten, die, wie so oft bei ihm, jeder für sich selber „erdenken“ kann. Es ist nicht die Figur, es ist nicht die Bewegung, es ist nicht die Natur, die hier zum Hauptgegenstand seines Werkes wird – es ist die Verbindung aus all diesen Bereichen. Es ist reine Malerei, die es versteht, Tiefe im Sinne der Farbskala einer Donauschule gleichsam mit der Tiefe einer gekippten Spiegelung auf ein und demselben Bildträger festzuhalten. Perspektiven überlagern sich, Grössenverhältnisse werden aufgehoben, denn plötzlich erscheint ein Ast unendlich gross, er mutiert zu einer Sperre zwischen Figur und See. Hier geht es nicht um fotorealistische Darstellungen, hier geht es nicht darum, eine Erzählung in ein Bild zu packen, hier geht es einzig und allein um Malerei. Martin Schnur stellt Gefühle dar, er sensibilisiert das Auge und die Emotion: er ist erneut der Regisseur seines eigenen Filmgenres.
Und dann: zwei mittelformatige Porträtbilder. Frau und Mann jeweils im Dreiviertelporträt etwas weggedreht von der Kamera blicken sie in die Ferne. Ihr Hintergrund wird überstrahlt von Kupferfarbtönen und zu ihrer linken Seite ragen riesige Blätter eines Strauches empor. „In sich selbst“ versunken und doch wirken sie als ob sie zusammengehören, eins sind. Der Bezug zu Hochzeits Bildnissen aus der Malerei Geschichte kommt auf. Zwei Bilder, die für sich einzeln stehen und in der Zusammenstellung plötzlich Eins ergeben.
Wie so oft bedient sich Martin Schnur hier in seinen Vorlagen zweier Personen, die er aus seinem Freundeskreis holt, und die ihren Lebensunterhalt nicht mit dem Beruf des Fotomodells verdienen, sie sind stellvertretend für die Gesellschaft, für die Allgemeinheit zu verstehen und sie agieren nach den Anweisungen des Malers und bringen so die Stimmung und Gefühlswelt dessen zum Ausdruck. Ob verklärt in die Ferne blickend oder eben auch in der Bewegung, im Sprung, Martin Schnur arbeitet schon in seinen fotografischen Vorlagen nach einem strengen Konzept. Im Atelier entsteht dann mit Hilfe von Naturfotografien eine Art Collage, die in weiterer Folge malerisch umgesetzt wird.