Was genau macht das perfekte Bild aus? Eine Frage, der sich der junge Christoph Luger gestellt hat und welcher er sich intensiv gewidmet hat. Auf einem Blatt Papier hat er sich in Form von kurzen Notizen all die wichtigen Dinge aufgeschrieben, welche ein Bild aus seiner Sicht optimal machen. „Es muss luftig sein, es muss Tiefe haben, aber nicht auf einer Fläche stattfinden etc.“ Es waren Stichworte, die das Papier bevölkert haben und Christoph Luger hat daneben gemalt, er hat seine Ideen, seine Gedanken und seine Prämissen für dieses eine Bild auf seine Malerei übertragen. Nach drei Jahren war es so weit: ein weißes Bild! Ein Bild, das, wie er heute sagt, er nie wirklich verstanden hat, das aber all die Stichwörter in sich vereint hat. Das geschriebene Blatt war vollgekrizelt, das gemalte Bild war fertig.
Diese Geschichte umschreibt auf eine sehr schöne erzählerische Art, wie Christoph Luger an sein Werk herantritt. Seine Bilder entstehen langsam, mit Bedacht. Immer wieder mit dem kritischen Blick, immer wieder mit diesem Drang nach Vollendung.
Es sind Papierarbeiten, zarte Gebilde, fragil in ihrer Art und doch so stark im Ausdruck. Das Papier wird plan an die Wand angebracht – angetackert – und dann bearbeitet: sichtbar werden Bleistiftspuren, große und kleine ausladendende Pinselstriche, die eine flüssige Leimfarbe auf den Bildgrund auftragen, Verletzungen, zugefügt durch das Reißen des Papiers bzw. der Fragilität des Bildträgers durch die Nässe der Farbe und Überklebungen. Schichten überlagern sich und wie ein zarter Vorhang öffnet sich der Blick auf das Darunter, das Vorhergehende. Ist sein Werk dann vollendet, gilt es in den Augen des Künstlers als fertig, wird das Papier von der Wand abgelöst und wie in diesem Fall der Ausstellung in einen ebenso feinen, Eisenrahmen gerahmt. Das Fresko – als welches es entstanden ist – wird zum tragbaren Bild. Tragbar, an unterschiedlichen Orten zu hängen, aber teilweise nicht minder klein. So zeigt Christoph Luger mit seiner Arbeit „ohne Titel“ aus dem Jahr 2012 mit 240x390 cm ein eindrucksvolles Wandgemälde in Rottönen gehalten. Lässt sich der Besucher ein auf das Werk, so taucht er ein in den Bildraum, taucht ein in den Farbrausch und wird Teil eines großen Gesamten.
Immer wieder sind Schriften auf den Werken zu entziffern. Die Jahreszahlen werden teilweise als Hilfsmittel mit Bleistift auf den Bildgrund geschrieben, es handelt sich dabei aber nicht um das Entstehungsjahr, denn, so der Künstler: „Ich male manchmal über Jahre an den Werken, nehme sie immer wieder zur Hand und arbeite weiter. Eine neue Jahreszahl kommt dann irgendwo dazu.“
Christoph Lugers Arbeiten sind tiefsinnig. Die Zeit, welche der Künstler seinen Werken angedeihen lässt, um zu entstehen, ist ein wichtiger Faktor, weswegen der Betrachter ebenfalls dazu aufgefordert wird, sich Zeit zu nehmen, um die Werke zu betrachten, denn dann offenbaren sich all jene Ebenen und Farben, die mit Bedacht und Wohlwollen die Wand als Fresko bemalt haben – eine zarte, zeitgenössische Form des raumgreifenden Colourfield – Paintings.