«So...»: Martin Schnur. Ulrike Stubenböck

Eröffnungsausstellung «So...» mit Werken von Martin Schnur und Ulrike Stubenböck  anlässlich der Gründung der bechter kastowsky galerie in Wien.

So... nun ist es soweit: Die Galerie Bechter Kastowsky wird eröffnet! Die erste Ausstellung zeigt zwei unterschiedliche malerische Positionen, die sich in ihrer Divergenz hervorragend ergänzen - Martin Schnur und Ulrike Stubenböck.

 

"Die Arbeiten (Martin Schnurs) leben von einer Polarität zweier unterschiedlicher Bilder auf demselben Malgrund, die eine gemeinsame oder divergierende Geschichte erzählen, was zu einer besonderen Dynamik führt. Die Motive, vorwiegend Menschen und Landschaften, transportieren ihren Gehalt weniger über die Mimesis denn über eine Stimmung oder ein Gefühl (...) Die Frage, was sich wohl hinter dem Bild befindet, wird dadurch sekundär, die Komposition bleibt labil und könnte jederzeit zerstört werden, doch genau darauf zielt Martin Schnur ab."

Simon Baur, Magischer Ikonoklasmus, in Kat.: Martin Schnur. Schein, hrsg. Agnes Husslein-Arco, Belvedere, Wien, 2008

 

Martin Schnur ist in Wien kein Unbekannter. Spannende Bildgefüge, die sich zusammensetzen aus vermeintlich romantischer Natur und szenischer Figuration, bestimmen das Bildgeviert in seiner Malerei. Oft erscheint die Landschaft einer Kulisse gleich im Hintergrund, während sich davor auf einer Art eigenem Bildrahmen eine mystische Szenerie abspielt. Fragen werden aufgeworfen, Fragen nach Inhalt, Licht und Spannung im Dargestellten. Der Bildhauer Joannis Avradmidis war Martin Schnurs Professor an der Akademie. Die Behandlung von Figur in ihrer Dreidimensionaliät war somit schon zu seiner Lehrzeit eine wichtige Grundlage für den Künstler. 

 

Diese Fragestellung wurde mit der Zeit vermehrt in die Fläche der Malerei übertragen, um gleichzeitig Antworten zu liefern, die malerischer nicht sein könnten: gemalter Lichteinfall, Faltenwurf oder eben auch malerische Kombinatorik zweier scheinbar unterschiedlicher Szenerien in einem kompakten Bild. Martin Schnur geht es stets um die Malerei an sich. In der Technik der Alten Meister arbeitend, nähert er sich langsam dem fertigen Bild an. Ausgangspunkt ist eine Idee, ein Einfall, wie etwa in den neuen Arbeiten die Auseinandersetzung mit dem Spiegel. Was passiert, wenn dieser zerbrochen auf dem Waldboden liegt? Das diffuse Licht dringt durch die Baumwipfel, bricht sich im Spiegel, blendet den Betrachter, und doch erscheint im Splitter daneben der darüber hängende Ast scheinbar im dunklen Schattenbereich.

 

Martin Schnurs Malerei ist weder einzuordnen im Hyperrealismus eines Gertsch, noch in der surrealen Bildhaftigkeit einer Leipziger Schule à la Neo Rauch. Sein Malstil changiert zwischen einer genauen Pinselführung und einer offenen „Malereipranke“ – und dieser Gegensatz ist es, der neben dem Bild-in-Bild-Motiv die Spannung und die Kraft in seinem Werk ausmachen. Neben neuen Arbeiten auf Leinwand und Kupfer sind auch skulpturale Arbeiten in der Ausstellung zu sehen. Malerei auf Kupfer, für den Betrachter auf den Sockel gestellt und im Raum sichtbar gemacht.

 

Das Essl Museum widmet Martin Schnur ab dem Frühjahr 2013 eine Einzelausstellung.

 

„Denn ungewiss ist, was so streichend sich zeigt, was gewiss dann nur wird in jenem Augenblick, da das zeitweilige Innehalten anhält und das Streichen so ein Ende findet in einer Stimmigkeit: wenn leer und reich in einem scheint, wenn bewegt zur Ruhe kommt, wenn durchmischt sich klärt, was Echo ist, Schatten der Malerei als Malerei.“

Michael Donhauser, Kaum – Fast – Nur, in Kat: Ulrike Stubenböck, Shades of Hammershøi, hrsg. Wolfgang Meighörner und Inge Praxmarer, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 2010

 

Ulrike Stubenböcks quadratische Leinwände folgen einem exakten System. Dem System der Farbe, des Zufalls und der linearen Führung des Werkzeuges. Das Quadrat als Form des Bildträgers ist ebenfalls wichtige Konstante in ihrer Malerei – ein Format, das losgelöst ist von der Imagination einer Landschaft mit erkennbarem Horizont, aber ebenso frei davon ist, eine stehende Figur darin zu assoziieren. Reine Form und reine Farbe gehen eine Symbiose ein, die nur bedingt von der Malerin kalkulierbar ist. Ausgangspunkt ihrer Werke ist eine minutiös festgelegte Farbpalette, aus welcher sie jeweils drei Farben kombiniert. Diese, pastos in horizontalen Bahnen auf den Bildträger aufgetragen, vermischen sich dann. In einer tendenziell meditativen Handlung werden sie mit einer Spachtel ineinandervermengt, stets in Schreibrichtung und in einem Zug ausgeführt – das „Scheitern“ ist impliziert: Funktioniert das Resultat nicht, ist die Arbeit unausweichlich verloren – es gibt keine Korrektur. Die Malerei wird so in ihrer präzisen Haltung und ihrem wissenschaftlichen Ideenkanon zu einem Endpunkt geführt, diesem aber nicht bis in die letzte Konsequenz überlassen – eine Auseinandersetzung, die die „Krise des Tafelbildes“ in sich trägt. Was soll dieses Medium inhaltlich transportieren, nachdem die Malerei im 20. Jahrhundert mehrere Tode gestorben ist?

 

Ulrike Stubenböck findet mit ihrer Auseinandersetzung einen eigenen analytischen Zugang zur Malerei – ein stilles ruhiges Resultat auf der Basis von lichten Farbräumen.

 

Ulrike Stubenböck hat in den letzten Jahren ihre Arbeiten u.a. in Einzelausstellungen im Ferdinandeum in Innsbruck, im Stift Admont oder auch im Kunstraum Engländerbau in Vaduz, Liechtenstein zeigen können.