"be dramatic ...": zusammengestellt von Martin Schnur

Für die Ausstellung „be dramatic ...“ begibt sich der Maler Martin Schnur auf neue Pfade und stellt sich einmal auf die andere Seite des Kunstbetriebes: Er sucht aus, stellt zusammen, kuratiert und gustiert. Dabei ist eine Zusammenstellung an Werken entstanden, deren Verbindung in der menschlichen Person bzw. deren Aktionen zu suchen ist; oft „dramatisch“, die menschliche Figur meist alleine, sentimental, bruchstückhaft oder einfach auch von der Welt abgewandt. „Unsere Generation ist geprägt von Film und Fernsehen. Durch diese Prägung sind uns Eindrücke von menschlichen Erscheinungen oder auch gezoomte Ausschnitte des menschlichen Körpers bestens bekannt.“ Diesem Grundgedanken folgend, hat Martin Schnur sieben Positionen zusammengestellt.

Die Fotografie, die dem Medium Fernsehen am nächsten kommt, wird durch drei Positionen vertreten: Tracey Emin, Mahir Jahmal und Werner Schrödl.

 

Tracey Emin zeigt in ihrer Arbeit „I’ve got it all“ sich selbst, schonungslos. Am Boden sitzend, im Haute-Couture-Kleid von Vivienne Westwood, spreizt sie ihre Beine und gibt den Blick frei ... auf Geld! Münzen und Geldnoten türmen sich und sie rafft den „schnöden Mammon“ an sich, denn so unverblümt sie die Blicke auf sich zieht, so unverblümt verkündigt sie: „Geld ist sexy. Wer sagt, das sei es nicht, lügt oder hatte nie welches.“ Das Enfant terrible der britischen Kunstszene stellt sich gewohnt offenherzig und provokant dar.

 

Mahir Jahmal verwendet die zweidimensionale Fotografie, um in den Raum zu gelangen. Er gestaltet seine Fotoarbeiten raumgreifend, indem er ihre Grundlage im wahrsten Sinne des Wortes zerknüllt und wieder auseinanderfaltet.

 

Neben einer grossen neuen Fotoarbeit zeigt Werner Schrödl in dieser Ausstellung seine Installation „loaded gun“ von 2010. Der Besucher blickt in den Lauf einer geladenen und gespannten Waffe, als Schutz dient „einzig“ Panzerglas.

 

Sonja Ganglwelche ab Oktober 2013 eine Einzelausstellung in der Albertina erhält, bedient sich der Fotografie als Vorlage für ihre präzisen Zeichnungen. Gepaart mit dem Spiel des Schaukastens und der damit verbundenen Verknüpfung zum Medium Film, erhofft sich der Betrachter einen Blick auf eine Sexorgie zu erhaschen. Die plötzlich angehende Beleuchtung beim Nähertreten an die Arbeit, verweigert diesen Blick jedoch ... Das Liebesspiel wird nur in der Distanz erahnbar: „be dramatic ...“

 

Diesem Ausruf folgt auch Manfred Erjautz, wenn auf seiner vermummten Schaufensterpuppe eine lasziv schauende Brünette mit dem Aufdruck „white zombie“ auf dem Kopf steht, während das Glied des Verhüllten erigiert in ihre Richtung zeigt.

 

Martin Schnur selbst zeigt in der von ihm zusammengestellten Ausstellung Pastellarbeiten. Der für seine Figuren bekannte Maler, präsentiert menschenleere Landschaften: Raketeneinschüsse und abgeknickte Bäume – all das vor einem malerisch dramatisch gestalteten Hintergrund.

 

Noch offener in der Behandlung der Farbe ist einzig die Position von Robert Muntean. Beinahe abstrakt wirken seine Bilder, sind fragmentarische Pinselergüsse und die Figur erscheint nur mehr leise und leicht in dieser Flut von malerischer Aktion, welche die Person auch gleichzeitig aufzulösen scheint. Reine Malerei im Zusammenspiel von Abstraktion und Figuration.

 

Gemein sind allen die fehlende Konversation und die Einsamkeit. Jede Figur, jede Position steht für sich, hält mit sich selbst Zwiesprache und bleibt intim, sentimental oder eben äusserst dramatisch ...