Karen Holländer zeigt in ihrer ersten Einzelausstellung in Schaan ganz aktuelle Arbeiten. Dies sind vorwiegend im Genre des Stilllebens beheimatet: „Mein Fokus liegt auf der Darstellung von Alltagsobjekten, die auch als Metaphern für bestimmte Umstände des menschlichen Daseins gesehen werden können.“
Dabei greift Holländer auf immer wiederkehrende Themen zurück: Die Verwicklungen, das „Unkraut“, das „Instabile“ und die Illusion.
Die meisten Blumenstillleben der Künstlerin basieren auf ein und derselben Art von Pflanze, nämlich dem „Unkraut“ an der Ecke. Karen Holländer bezeichnet sich selber als notorische Sammlerin von Unscheinbarem: „Im Laufe des letzten Sommers habe ich mich auf meinen Wegen durch die Stadt mit all diesen gemeinhin als „Unkraut“ bezeichneten Pflanzen angefreundet, deren Wachstum sich unfreiwillig in Mauerritzen, an Bordsteinkanten oder zwischen Bodenplatten, also an den unmöglichsten und schäbigsten Standorten etabliert, um dort hartnäckig und auf beeindruckende Weise ihre grünblättrige Schönheit zu entfalten, gekrönt von einer oder mehrerer langstieligen Blüten.“ Dieses überwiegend nicht beachtete Gewächs wird nun malerisch porträtiert, vergrössert und an die Wand gebracht, geadelt und veredelt. Karen Holländer ist eine grosse Erzählerin, eine Illusionistin, eine Malerin, die den surrealen Bezug und Witz in ihren Bilder subtil zur Schau stellt.
Denn was auf den ersten Blick, wie ein perfekt dargestelltes Stiefmütterchen wirkt, entpuppt sich als ein Gebilde, mit überlangem Stiel, ein Stiel, der sich verwickelt und genauso wie ein Gartenschlauch verworren am Boden liegt und dessen Ende sich im Schatten der Blume manifestiert. Schatten und Blume sind eins, verbunden durch grüne Verschlingungen. In früheren Bildern hat Holländer diese Symbiosen „Liaison“ genannt. Ein romantisch verklärter Blick auf die untrennbare – aber unendlich verworrene – Verbundenheit.
Kann diese Blüte rein physisch so gerade aufrecht stehen, oder müsste sie nicht auf Grund der Schwerkraft den Kopf etwas hängen lassen? Kann dieser Krug auf der Tischplatte überhaupt halten, oder werden wir gedanklich Zeuge eines unvermeintlichen Unfalls, ausgelöst durch die weggebrochenen Tischbeine? Welche Funktion hat eine Heftklammer, wenn diese verbogen wird und plötzlich die Form eines Stuhles einnimmt: können wir darauf sitzen, oder werden wir erneut visuelle Opfer einer räumlichen Illusion?
Es sind diese alltäglichen Gegenstände, welche Karen Holländer stets in ihrem Blick hat und mit denen sie ihre Bilder bestückt. Es sind fantastisch schöne Werke, voller Raffinesse und Geschichten und gar nicht selten lassen sie Fragen offen, die nicht unweigerlich beantwortet gehören, denn der Schönheit und Wirkung würde die Antwort nichts entgegensetzen können. Die Antwort darauf, weshalb vier weggeworfene Rinnsteine Farbe ausschwitzen - Gelb, Grün, Blau und Pink – was würde uns diese bringen? Nichts! Denn die Bilder sind so schon perfekt genug!