Hanna Roeckle
9. September bis 4. November 2023
Dichroic Configurations
Hanna Roeckles Werke bewegen sich im Zwischenbereich von Malerei und Skulptur. Ihre plastischen Arbeiten basieren auf räumlichen Strukturen und seriellen Systemen, deren konstruktive Klarheit in einem vielstimmigen Dialog mit sinnlichen Farbverläufen und Farbkombinationen tritt. Kunst und Forschung verschmelzen: Die Künstlerin bezieht gezielt Themen aus Geometrie und Physik, Systemtheorie, Kultur-, Design- und Architekturgeschichte in ihre Konzepte ein. (bz)
Ihr Oeuvre besetzt in diesem Spannungsfeld eine eigenständige und eigenwillige Position. Ausgehend von formellen Arbeitshypothesen aus dem Umfeld des Minimalismus und ausgestattet mit der Strenge einer stringenten Konzeption, hat die Künstlerin in den letzten Jahrzehnten ein Werk entwickelt, das präzise die Position zwischen diesen kunsthistorischen Konstanten und den von der aktuellen Wirklichkeit erzeugten Variablen austariert. Zum einen hat Roeckle eine Typologie von Werkserien geschaffen, die sich auf sich selbst beziehen, aus sich selbst heraus entwickeln und folglich dem Minimalismus-Anspruch des Nichtreferenziellen genügen. Ebenfalls befolgt werden weitere minimalistische Aspekte: Die Farben stammen aus der Industrie, die Materialien sind handelsübliche mitteldichte Faserplatten oder Glasfaserkunstoff, die Herstellung des Werks wird mehrheitlich an Unternehmen delegiert. (cd)
Mit den lackierten und somit spiegelähnlichen Glasfaser-Kunststoffoberflächen entfalten die Skulpturen je nach Lichteinfall ein effektvolles Spiel von dichroiden, changierenden Farben in Blau-, Violett-, Rosa-, Kupfer- oder in Hellgrün- und Goldtönen. Gleichzeitig nehmen sie die Farben der jeweiligen Umgebung auf. Dadurch entfalten die schillernden Farben ihre Wirkung erst im Auge des Betrachters. Mit den einzelnen Farbbahnen, die ein wechselvolles Licht- und Schattenspiel erzeugen, offenbart sich das Geheimnis der steten Wandlung. Dazu tragen die Reflexionen des Standortes bei, wie auch die Lichtspickel, die die Skulpturen zu zersetzen scheinen. Dieses Phänomen bewirkt, dass die Materialität der Skulpturen transzendiert wird. Dann wieder verweisen die Skulpturen mit Blick auf ihre klar definierte Gestaltung auf sich selbst. (dvb)
Dieser Effekt beruht auf der Verwendung von dichroitischem Lack, dessen Töne Hanna Roeckle eigens für ihre Werke nach ihren Vorgaben entwickeln und mischen lässt. (db)
In ihrer perfekten Ästhetik wirken die Werke aufs Erste hermetisch. Wer sich näher mit ihnen befasst, merkt aber rasch, wie viel Geheimnisvolles und Unergründliches sie bergen. Mit ihren Werken bringt Hanna Roeckle ihre anstürmenden Gedanken und beunruhigenden Fragen an sich und an die Welt in eine überschaubare Form. (aak)
* Textausschnitte von Publikation HANNA ROECKLE – CONFIGURATIONS IN FLOW, 2017-2021